Praktika

An unserer Schule gibt es verschiedene, für die Schülerinnen und Schüler Praktikumsangebote: ein Forstpraktikum (Klasse 7), Landwirtschaftspraktikum (Klasse 9), Feldmess-Praktikum (Klasse 10), Betriebspraktikum (Klasse 10) und ein Sozialpraktikum (Klasse 11).

Forstpraktikum (7. Klasse)

ForstpraktikumNeben praktischen Erfahrungen gewinnen die Schüler für sich Einblicke in die jeweiligen Arbeitsabläufe, die Pünktlichkeit, ein großes Verantwortungsgefühl für das eigene Tun sowie die Fähigkeit, produktiv und teambewusst zu arbeiten, abverlangen.
Körperliche Arbeit an der frischen Luft bereitet den meisten Siebtklässlern Freude, und viele Jungen – aber auch Mädchen – nehmen gerne die Herausforderung an, ihre Grenzen zu testen.

Aber nicht nur das körperliche Arbeiten steht bei diesem Praktikum im Vordergrund. Es wird eine neue Lernsituation erschaffen, in der der Unterricht aus dem Klassenraum in das „wirkliche“ Leben verlagert wird. So kann im Klassenraum ja keine Möglichkeit gegeben werden, die verschiedenen Erdschichten in der Tiefe über zwei Meter zu sehen, zu berühren, zwischen den Fingern zu zerreiben, zu riechen. Oder einem schlafenden Igel zu begegnen und ihm sehr rücksichtsvoll (und dabei die eigene Neugier wegsteckend) die weitere Überwinterung zu ermöglichen. Eine richtige Igelburg zu bauen – ohne Zeichnung und Modell im Klassenraum – ist eine weitere Möglichkeit, sich der Natur ein Stückchen zu nähern.

Die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer entscheidet nach pädagogischen Gesichtspunkten, ob und wie das Forstpraktikum durchgeführt wird.

Landwirtschaftspraktikum (9. Klasse)

LaWiPraktikumDie Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat im Unterricht der Waldorfschulen einen besonderen Stellenwert.
Gartenbau und Landwirtschaft begleiten die Kinder vom dritten bis zum zehnten Schuljahr. Das Miteinander von praktischer und geistiger Arbeit dient auch dem fächerübergreifenden Unterricht.

In der 9. Klasse der Waldorfschule findet für alle Schülerinnen und Schüler das Landwirtschaftspraktikum statt. Hier wird den Jugendlichen schon während ihrer Schulzeit Gelegenheit gegeben, der wirklichen Arbeitswelt zu begegnen und sich in dieser zu bewähren. Gerade nach ihrer Reifezeit brauchen Jungen wie Mädchen solche Erfahrungen und Erlebnisse, die aus der Auseinandersetzung mit konkreten Verhältnissen heutiger Arbeitsvorgänge gewonnen sind.
Unsere Schülerinnen und Schüler verbringen ihre Praktikumszeit – wenn möglich – auf Bio-Höfen, entweder im Klassenverband oder auch alleine bzw. zu zweit, verteilt auf Höfe.

Feldmesspraktikum (10. Klasse)

FeldmesspraktikumDas Feldmess-Praktikum ist fester Bestandteil des Waldorf-Lehrplans seit Rudolf Steiners Zeiten.
Wie auch andere typische Waldorf-Fächer – Gartenbau, Werken, Handarbeit, Eurythmie – oder auch die Klassenspiele bringt es den sonst meist kopflastigen Unterricht in Bewegung.

Blutleere Fünfecke werden von Tafel und Heft ins Grüne verpflanzt – markiert mit rot-weißen Stäben. Auf Einmeter-Länge eingeeichte Schritte sind in einer ersten Annäherungsphase Mess-Instrument. Aus theoretischen Geometrie-Problemen werden notwendige Orientierungs-Aufgaben im Gelände. Relativ einfache und durchschaubare mathematische Anwendungen werden geübt und die Schwierigkeiten der Erfassung naturwissenschaftlichtechnischer Messwerte selbst erfahren. Eigene Ungeschicklichkeiten, Nachlässigkeiten und Fehler werden gnadenlos rückgekoppelt. Wichtig ist vor allem die Erfahrung von Nutzen, von Schwierigkeiten und möglichst auch von Bereicherung beim Arbeiten in kleinen Teams wie auch im Zusammentragen der Ergebnisse in der größeren Projektgruppe. Schließlich steht die Orientierung auf ein Ergebnis im Vordergrund – hier die Karte. So wie im Werken der gelungene Stuhl, beim Klassenspiel die mitreißende Aufführung, in der Küchengruppe die schmackhafte Mahlzeit und beim Gartenbau die sprießende Möhre ist auch hier das intensiv empfundene Erlebnis des Gelingens immer wieder ein kleiner Baustein im stetig wachsenden Gebäude des Glaubens-an-sich-selbst.

Betriebspraktikum (10. Klasse)

BetriebspraktikumIm Reigen der verschiedenen Praktika der Oberstufe – Landwirtschaftspraktikum (Klasse 9), Feldmessen (Klasse10), Sozialpraktikum (Klasse 11) ist auch ein Betriebspraktikum mit einbezogen, das meistens seinen Platz im 10. Schuljahr findet.

Das Praktikum soll Einblicke in die Berufswelt vermitteln, in die jeweils spezifischen Prozesse der Fertigung und Arbeitsabläufe, in Fragen der Betriebsführung, in den allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenhang, in den der einzelne Betrieb im kleineren (Familienbetrieb), oder größeren Maßstab steht. Aber auch die soziale Situation der Beschäftigten, mögliche Belastungen durch einseitige Arbeit, bis in den persönlichen Bereich hinein, können von Bedeutung sein.
Schließlich dient das Praktikum auch als Orientierungshilfe für die eigene Situation, weniger schon im Sinne einer konkreten Berufsfindung, als vielmehr in der Motivation und Einsicht, dass man als Schüler sich selbst noch weiter umfassend entwickeln und ausbilden darf, ehe man sich den – oft auch einseitigen – Gesetzen einer Berufswelt unterziehen muss.

Sozialpraktikum (11. Klasse)

In der Oberstufe einer Waldorfschule geht es nicht nur um die Ausbildung einer geistig-intellektuellen Befähigung, sondern ebenso und gleichberechtigt um die Vermittlung von emotionaler Handlungs- und Sozialkompetenz.
Dieser Zielsetzung dienen u. a. auch verschiedene Praktika wie das Landwirtschaftspraktikum in Klasse 9, das Feldmesspraktikum und das Betriebspraktikum in Klasse 10 oder das Sozialpraktikum in der 11. Klasse. Dieses sollte mindestens 4 Wochen dauern und vornehmlich im Zusammenhang mit kranken, alten oder behinderten Menschen stehen.
Von der Entwicklung des jungen Menschen her gesehen hat es seinen gewichtigen und stimmigen Platz zum Abschluss des 11. Schuljahres. Im Laufe des 18. Lebensjahres durchschreitet der Jugendliche eine wichtige Station auf seinem Entwicklungsweg: Die Reifung ist soweit vorgeschritten, dass die Frage nach der eigenständigen Gestaltung der Biographie deutlich hervortritt, dass die eigenen Lebensmotive und Schicksalsabsichten entschiedener Anknüpfungspunkte in der Welt und im anderen Menschen finden möchten und dass schließlich die Wahrnehmung und Handhabung der eigenen Ich-Tätigkeit neue Möglichkeiten der Selbstgestaltung eröffnen können.
In schöner und entsprechender Weise findet diese Entwicklungssituation seine Widerspiegelung z. B. in dem Anliegen des Deutschunterrichtes dieser Altersstufe, so in der Parzival-Dichtung Wolfram v. Eschenbachs. Denn in der Kraft der erlösenden Frage „Woran leidest Du?“ äußert sich die Selbstlosigkeit des Fragers und die Reinheit seiner Anteilnahme am Schicksal eines anderen Menschen und der Menschheit. Vor dem Hintergrund dieser Motive spricht sich auch der eigentliche Sinn des Sozialpraktikums aus.